Samstag, 23. Juni 2018

Muchachas - Haushaltshilfen in México

Zu den besten Annehmlichkeiten Mexikos gehören auf jeden Fall die Dienste von sog. Muchachas, also Haushälterinnen bzw. Kindermädchen. Meist übernimmt man schon automatisch bei der Miete eines Hauses deren Dienste. Für die Frauen selbst ist es eine willkommene Arbeit, da viele von ihnen so früh Kinder bekamen, dass sie meistens keinen Schulabschluss besitzen, geschweige denn eine Ausbildung. Für sie ist es eine sichere Einnahmequelle und für die Mittel- und Oberschicht eine enorme Entlastung der täglichen häuslichen Arbeiten. 
Leonardo & Modesta auf einem Fest
Modesta war unsere treue Muchacha, die mehr als 3 Jahre sehr zuverlässig bei uns arbeitete. Leonardo kannte sie vom Tage seiner Geburt an und baute ein sehr inniges Verhältnis zu ihr auf. Deswegen waren wir alle sehr betroffen und schockiert, als sie Ende Januar einen schweren Autounfall hatte und dabei ihr Knie zertrümmert wurde. Seitdem hat sie einige Operationen hinter sich und muss nun wieder das Laufen ohne Gehhilfe erlernen, was sich zeitlich hinzieht. Wir unterstützen sie, indem wir sie alle zwei Wochen in ihrem Dorf mit unserem Auto abholen und sie zur Physiotherapie fahren. Da sie keine Krankenversicher-ung besitzt, ist solch eine Therapie für sie unbezahlbar. Wir hoffen, dass sie bald wieder fit sein wird!

Nach Modestas Ausfall brauchten wir eine andere Hilfe, da v.a. in der Schwangerschaft die Arbeit beschwerlicher wurde. Leider gestaltete sich die Suche komplizierter als anfangs gedacht. Innerhalb von wenigen Wochen arbeiteten vier verschiedene Muchachas bei uns! Wir haben gemerkt, dass v.a. eine große Vertrauensbasis da sein muss, damit es funktioniert. Da unsere Hilfe nicht nur putzt, sondern auch hin und wieder mit den Kindern spielt und auf sie aufpasst, trägt sie in diesem Moment die volle Verantwortung. Natürlich muss auch eine gewisse Sympathie vorhanden sein, da man tagtäglich einige Stunden mit ihr zusammen verbringt und auch gemeinsam zu Mittag isst.

Gemeinsames Spielen mit Mariana 
Nachdem einige Damen unzuverlässig waren, andere wiederum Sachen entwendeten oder unsere Kinder sie einfach nicht mochten, beauftragten wir Modestas Schwester Mariana, bei uns zu arbeiten. Ihre andere Anstellung gab sie extra dafür auf, da wir als Ausländer besser und verlässlicher bezahlen. Zudem haben wir schon über die Jahre hinweg ein sehr freundschaftliches Verhältnis zur gesamten Großfamilie aufgebaut, oftmals kommen ihre Kinder zu Besuch hierher und spielen mit unseren Jungs.
Mariana kam erst vor Kurzem aus den USA, wo sie illegal über 12 Jahre gelebt und gearbeitet hatte, zurück in ihre mexikanische Heimat. Bei der damaligen Flucht in die USA hinterließ sie ihren Eltern ihre beiden Kinder, die sie mit 14 und 17 Jahren bekommen hatte! Ihr Schulbesuch endete nach der Grundschule, Englisch spricht sie auch nach dem langen USA-Aufenthalt kaum. Mariana und ich sind fast gleich alt, doch während ich nun mit Mitte 30 ein weiteres Kind erwarte, ist sie bereits vor zwei Jahren Großmutter geworden! Auch hinsichtlich der Familienstrukturen erleben wir durch unseren engen Kontakt zu den Mexikanern die kulturellen Unterschiede zu Deutschland, was wir äußerst spannend finden.

Wir sind sehr froh, dass wir nach langer Suche wieder eine zuverlässige Muchacha gefunden haben und die Jungs sie sehr mögen! 

Sonntag, 17. Juni 2018

Als Schwangere in México

Im Sommer erwarten wir unseren dritten Nachwuchs, auf den wir uns sehr freuen! Es ist nun bereits die dritte Schwangerschaft, die wir hier in México erleben. So ist uns das Prozedere unter den hiesigen Umständen mittlerweile gut vertraut.
Wir werden von dem gleichen Frauenarzt betreut, bei dem bereits Leonardos Geburt stattfand. In der Schwangerschaft von Matteo hat er durch eine gezielte Vorsorge dazu beigetragen, dass wir überhaupt die Chance auf eine rechtzeitige Behandlung von Komplikationen hatten. Wir haben über die Jahre hinweg also ein großes Vertrauen zu ihm aufgebaut.

Dieses Mal alles auf Spanisch
Dass es hier in México keinen Mutterpass gibt, standardmäßig keine CTGs vor der Geburt gemacht werden, geschweige denn sonstige spezielle Tests, überrascht uns mittlerweile nicht mehr. Wenn wir daran denken, dass die meisten Leute hier im Dorf keine einzige Ultraschall-untersuchung oder Bluttests in der gesamten Schwanger-schaft erhalten, sieht man alles etwas lockerer.

Ein etwas anderer Geburtsvorbereitungskurs










Auch unsere Doula Beatriz, eine Art "Geburtshelferin", die der Gebärenden während der Geburt als emotionale Begleiterin zur Seite steht, ist mittlerweile eine uns nahe stehende Person. Sie unterstützte uns sehr gut zu Beginn von Leonardos Geburt. Ich belegte nun wieder einen Geburtsvorbereitungskurs bei ihr, dieses Mal jedoch auf Spanisch (der erste Kurs fand aufgrund der anfänglichen Sprachhürde auf Englisch statt). Insgesamt lernte ich wenig Neues dazu, konnte jedoch das bereits Erlernte auffrischen und erneut üben. So fühle ich mich nun gut für die anstehende Geburt vorbereitet.
Hilfe beim Einkaufen

Als Schwangere hier in México ist man natürlich nur eine unter sehr vielen anderen Frauen im gleichen Umstand, da wir hier in einem sehr kinderreichen Land leben. Es existieren deshalb extra Parkplätze für schwangere Frauen oder auch Einkaufskassen, die ihnen Vorrang gewähren. Zudem sind die Mexikaner sehr hilfsbereit und zuvor-kommend und sie beglückwünschen einen ständig und überall zur Schwangerschaft.
Beim Einkaufen hat man zudem Hilfe beim Produkte-verpacken und wenn man möchte, bringt auch jemand gegen ein kleines Trinkgeld die Sachen ans Auto und räumt sie ein. Das ist gerade in der jetzigen Situation eine enorme Entlastung.

Im Gesamten fühlen wir uns auch trotz einer anderen medizinischen Versorgung und Vorsorge gut betreut und haben Leute um uns, die wir bereits kennen und denen wir vertrauen. Diese Herzlichkeit und Freude der Mexikaner über Nachwuchs ist einfach unglaublich schön!

Freitag, 8. Juni 2018

Vaterlandsliebe


Die Ehrung der mexikanischen Fahne
Leonardo hat sich wunderbar im mexikanischen Montessori-Kindergarten eingelebt und redet gutes Spanisch. Auch wir sind sehr zufrieden, wobei wir ja keinerlei Vergleichsmöglichkeiten haben.
Ganz besonders freut er sich auf die Zeremonien mit der Fahnenehrung, die ca. alle zwei Monate für seine Kinder-gartengruppe stattfinden. Bereits Tage zuvor singt er die mexikanische National-hymne. 

Auch an der Deutschen Schule in Puebla werden diese Zeremonien alle zwei Wochen praktiziert, an den mexikanischen Schulen sogar wöchentlich. Bei der Fahnenehrung, welche die Kinder sehr ernst nehmen, stehen alle stramm und halten den Arm vor sich gebeugt. 

Leonardo führt - noch etwas verunsichert - die Gruppe an
Da Leonardo als Dezemberkind derzeit der Jüngste in seiner Kindergarten-gruppe ist, darf er die Jungs vorne anführen. Dahinter folgt gleich sein bester Kindergartenfreund Nico, mit dem er sich von Beginn an super verstanden hat.

Im normalen Kindergartenalltag tragen die Kinder einheitliche Kleidung: eine lange blaue Schürze mit dem Emblem des Montessori-Kindergartens. 
In México sind Schuluniformen Pflicht, an der Deutschen Schule allerdings nicht.

Bei der Arbeit in seiner Kindergartenkleidung
So wächst unser kleiner Deutsch-Mexikaner mit zwei kulturellen Einflüssen auf, wobei er derzeit wohl eher mexikanisch geprägt wird. Unsere Aufenthalte in Deutschland, die Besuche von Deutschen sowie unsere "deutsche Erziehung" vermitteln ihm dennoch genügend heimatliche Einflüsse, so dass er sich sicherlich bei unserer Rückkehr nach Deutschland nicht fremd fühlen wird ;-)

Im Gesamten empfinden wir es als eine große Bereicherung für ihn, bikulturell aufwachsen zu können.