Freitag, 12. November 2021

Unser Auszug - Ausräumen und Packen

Manch einer zerbricht sich schon bei einem einwöchigen Urlaub den Kopf, was er in seinem Gepäck mitnehmen und wie alles Platz finden soll. Wir packten im Juli jedoch keine Koffer für eine kurze Urlaubsreise, sondern mit unserem Hausstand und all den Habseligkeiten der letzten sieben Jahre, die wir behalten wollten und auch platzmäßig transportieren konnten. Es war ein schwieriges Unterfangen, was ein ständiges Umpacken, Nachwiegen, erneutes Aussortieren etc. erforderte - aber letztendlich standen am Tag unserer Abreise nur 11 Gepäckstücke da! Und für jede Person ein Handgepäckstück. Wahnsinn! 
Verschenken unserer Sachen


Einen Teil unserer größeren Sachen konnten wir an neue deutsche Kollegen verkaufen, die jedoch noch nicht vor Ort weilten und deshalb von einer Spedition abgeholt und solange deponiert werden mussten. Der Rest unseres Besitzes blieb bis zuletzt in unserem Haus und wurde am Schluss an unsere lieben Muchachas und ihre Familien, dem Gärtner, dem Physiotherapeuten und all den Personen, die wenig besitzen, verschenkt. 
Transport zu Kollegen

Es wimmelte am Tag der Abreise nur so von Mexikanern in unserem Haus und Garten, welche unsere Betten, Sofas und Regale abbauten, Geschirr einpackten, Pflanzen ausgruben - von Kleidern, Bettwäsche, Handtücher, Elektrogeräte, Fern-seher, Werkzeuge, Möbel: alles kam weg! Die Leute waren sehr dankbar und wir waren ebenfalls froh, dass unsere Habseligkeiten in gute Hände übergingen und weiterhin genutzt werden. Eine Ausreise mit einem Container kam für uns nie in Betracht: Wir kamen 2014 mit nur 3 Koffern nach México und gingen nun 2021 mit 11 zurück - dazu noch unsere wertvollste Fracht mit unseren drei Kindern im Gepäck. :-)

Was wir jedoch nach Deutschland verschifften, waren unsere beiden Autos, die leider im Inneren leer sein mussten. Zum einen wäre ein Verkauf mitten in der Corona-Pandemie sehr schwierig gewesen, da es den Menschen wirtschaftlich sehr schlecht ging, zum anderen sind beide Autos "Familienwagen" für bis zu sieben Personen, für welche es auf dem deutschen Markt nur wenig Auswahl gibt.  
Container für unsere beiden Autos

Alleine die Abwicklung der Überführung, der Dokumente etc. erforderte in México wochenlange Arbeit und gute Nerven. Und schließlich kamen in Deutschland nochmals viele bürokratische Hürden bezüglich der Umrüstung, Anmeldung, Einstufung etc. hinzu. So kompliziert hatten wir uns dies nicht vorgestellt, aber nun sind wir froh, die beiden Fahrzeuge hier in Deutschland zu haben. 
Auf nach Deutschland...


Ebenso hatten wir liebevolle Freunde, die einige Sachen während ihres Sommerur-laubs in Deutschland für uns mitnahmen und uns dann zuschickten. So erreichten zur Freude der Kinder noch ein paar Kinderbücher- und Spielsachen, für die wir keinen Platz mehr gehabt hätten, den deutschen Boden. Auch unser Himmel-bett, das wir gleich zu Beginn unseres Aufenthalts 2014 in einer mexikanischen Schreinerei nach unseren Vorstellungen anfertigen ließen und das ein Unikat dar-stellt, wird in einigen Monaten im Container einer befreundeten VW-Familie nach Deutschland verschifft werden. So haben wir ein wundervolles Erinnerungsstück. 
Ankunft in Frankfurt mit unzähligen Koffern


Im Gesamten lief unser Auszug also nicht ganz  stressfrei, aber erfolgreich ab. Von sehr vielen Sachen mussten wir uns trennen, aber es sind letztlich materielle Dinge. Uns fiel der Abschied von den lieben Menschen und dem mexikanischen Lebensgefühl viel schwerer... 

Donnerstag, 11. November 2021

Familienzeit und ein geheimer Kindergarten

Unser Absolvent Leonardo

Die Corona-Pandemie, die Mitte März 2020 auch in México begann, bedeutete einen großen Umbruch in unserem Leben. 
Für uns Erwachsene, dass Robert von nun an von Zuhause aus seinen Unterricht in digitaler Form abhielt und keinen Zutritt mehr zur Schule hatte, und für mich, dass nun die Betreuung der drei Kinder meinen kompletten Alltag bestimmte. Für die Jungs, dass Ihr Kindergarten nun geschlossen war und sie ihn auch bis zu unserer Rückkehr nach Deutschland - also fast 1 1/2 Jahren nach Beginn der Pandemie - nicht mehr betreten durften. Von einem Tag auf den anderen änderte sich alles. 

Hüte fliegen in die Luft




Anfang Juli gab es jedoch eine Ausnah-me: Da Leonardos Kindergartenzeit nun vorbei war, fand heimlich auf dem Ge-lände des Kindergartens mit wenigen Leuten eine "graduación" (Abschluss-zeremonie) statt - ganz nach dem US-amerikanischen Vorbild mit Umhang und Hut, der am Schluss von den kleinen "Absolventen" in die Luft geworfen wurde. Es war eine sehr emotionale Feier, bei der viele Tränen vergossen wurden. 

Anfangs machten wir uns noch Gedanken und Hoffnung, dass die Bildungseinrichtungen bald wieder öffnen würden. Eventuell im Mai 2020, im Juni, dann im September oder im Dezember? Nach all der Zeit hörten wir irgendwann auf zu fragen, wann es weitergeht, sondern wir lebten einfach mit der Situation - und das nicht schlecht, sondern glücklich und zufrieden. Wir akzeptierten die Änderung und fanden oftmals sogar Gefallen daran, nun mehr Familienzeit zu haben und die Kinder in Ihrer Entwicklung intensiver begleiten zu können. 

Emilio und Cindy

Ende 2020 suchten wir dennoch nach Optionen, um unseren Kindern wenigstens ein paar soziale Kontakte zu ermöglichen und sie nicht ganz abzuschotten.
Wir fanden deshalb eine Möglichkeit, dass sie von zwei Erzieherinnen des alten Kindergartens an einem anderen Ort in einer Kleingruppe mit ca. 7 Kindern für drei Stunden betreut wurden. Sozusagen ein "geheimer Kindergarten", der von  staatlicher Seite verboten war. Wir gingen das Risiko, "erwischt" zu werden, dennoch ein.
So hatten die drei Jungs zumindest für sehr wenige Stunden Kontakte zu anderen Kindern und konnten Spanisch sprechen und lernen.

Leo & Matteo mit Marga

Es war nicht viel Betreuungszeit, aber wir genossen sie alle sehr und waren dankbar über diese Möglichkeit. Die Arbeit der beiden Erzieherinnen Cindy & Marga war wundervoll und unsere Kinder erlebten die Coronazeit in México nicht als etwas Schlimmes, sondern anders und bereichernd - v.a. im Bezug auf das Familienleben.