Freitag, 31. Dezember 2021

2021 - ein Jahr der Veränderung

Lieblingsblumen Frangipani 

Im Leben gibt es Tage, an denen sich plötzlich alles ändert und wandelt. So war es schon am 05.08.2014, als wir in Frankfurt ins Flugzeug nach Mexiko stiegen und wussten, dass wir nun alles hinter uns lassen und einen kompletten Neubeginn wagen würden. Es gehörte viel Kraft und Mut dazu und doch wollten wir unsere "Komfortzone" verlassen und neue Wege einschlagen. Eine Zäsur, die an-fangs nicht immer einfach war, die uns manchmal an unserer Entscheidung zwei-feln ließ. Und doch gaben wir unserer Vision eine Chance, geduldig und mit offenem Herzen - und wir wurden dafür belohnt und beschenkt. Und so brachen wir auch dieses Jahr am sechsten Juli auf, ließen unser mexikanisches Zuhause, unsere Erinnerungen, unser gewohntes Umfeld zurück - mit dem Blick nach Vorne gerichtet, darauf, was uns zukünftig geschenkt werden mag.

Unsere geliebte Möbelstraße in Puebla

Nach sieben Jahren wussten wir dann, dass irgendwann der Tag kommen wird, an dem es heißt: ADIOS, MÉXICO! Und je näher der Tag im Juli rückte, desto weniger konnte man begreifen, dass dies nun wirklich das Ende unseres Aufent-haltes bedeutete. Zu sehr war das mexi-kanische Leben für uns normal geworden. Deutschland existierte zwar irgendwo, aber weit weg und war gerade nicht in unserem Alltag präsent.

Wir fingen schon Anfang des Jahres an, unsere liebsten Orte nochmals anzufahren, unsere Lieblingsblumen zu kaufen, besondere Plätze zu besuchen. Und am Schluss kam es uns so vor, als hätten wir noch immer nicht alles geschafft. Es gab einfach zu viel Schönes! 

Obststände

Unser Herz hing natürlich nicht nur an Orten, sondern auch an den Menschen. So versuchten wir trotz der Pandemie immer wieder unsere deutschen Freunde zu treffen und erlebten unvergessliche Momente. Aber auch der Abschied von den Mexikanern fiel uns schwer. Es gab viele Situationen am Ende unseres Auf-enthalts, die uns rührten und uns zeigten, wie verbunden wir mit den dortigen Menschen waren.

Mit dem Betreten des deutschen Bodens begann die zweite Hälfte des Jahres 2021. Zurückkommen in das "alte Leben", das sich aber zwischenzeitlich auch gewandelt hatte und anders wurde. Neues Haus, neue Arbeitsstätte, neuer Kindergarten, neue Schule - alles veränderte sich. Dank unserer Familien und Freunde fanden wir schnell wieder in den Alltag rein - wirklich "angekommen" sind wir aber noch lange nicht!

Ankündigung des vierten Kindes...

Unser größtes Geschenk im Jahr 2021 war natürlich die Geburt unseres vierten Kindes. Bis auf die anfängliche Übelkeit verlief die Schwangerschaft sehr gut und komplikationslos, so dass ich abermals im schwangeren Zustand den Langstrecken-flug bewältigen konnte. Während der Pandemie ein Kind zu bekommen, stellte uns nochmals vor neue Herausforder-ungen. Glücklicherweise lief alles gut und unsere kleine Isabella kam nach einer schnellen Geburt Mitte November zur Welt. Jetzt sind wir zu Sechst und genießen unser Glück als Großfamilie. 
Unsere kleine Maus

2021 war für uns ein Jahr, das ein neues Kapitel in unserem Leben einleitete. Trotz aller Veränderungen mitten in der Pande-mie war es ein wunderschönes und glück-liches Jahr. Wir sind beschenkt worden mit Gesundheit, einem neuen Wesen in der Familie, viel Liebe seitens der Mexi-kaner und auch der Deutschen bei unserer Rückkehr. 

So freuen wir uns auf 2022 mit all den Herausforderungen und Veränderungen, die das Leben mit sich bringt. Alles Gute für Euch! 

Freitag, 12. November 2021

Unser Auszug - Ausräumen und Packen

Manch einer zerbricht sich schon bei einem einwöchigen Urlaub den Kopf, was er in seinem Gepäck mitnehmen und wie alles Platz finden soll. Wir packten im Juli jedoch keine Koffer für eine kurze Urlaubsreise, sondern mit unserem Hausstand und all den Habseligkeiten der letzten sieben Jahre, die wir behalten wollten und auch platzmäßig transportieren konnten. Es war ein schwieriges Unterfangen, was ein ständiges Umpacken, Nachwiegen, erneutes Aussortieren etc. erforderte - aber letztendlich standen am Tag unserer Abreise nur 11 Gepäckstücke da! Und für jede Person ein Handgepäckstück. Wahnsinn! 
Verschenken unserer Sachen


Einen Teil unserer größeren Sachen konnten wir an neue deutsche Kollegen verkaufen, die jedoch noch nicht vor Ort weilten und deshalb von einer Spedition abgeholt und solange deponiert werden mussten. Der Rest unseres Besitzes blieb bis zuletzt in unserem Haus und wurde am Schluss an unsere lieben Muchachas und ihre Familien, dem Gärtner, dem Physiotherapeuten und all den Personen, die wenig besitzen, verschenkt. 
Transport zu Kollegen

Es wimmelte am Tag der Abreise nur so von Mexikanern in unserem Haus und Garten, welche unsere Betten, Sofas und Regale abbauten, Geschirr einpackten, Pflanzen ausgruben - von Kleidern, Bettwäsche, Handtücher, Elektrogeräte, Fern-seher, Werkzeuge, Möbel: alles kam weg! Die Leute waren sehr dankbar und wir waren ebenfalls froh, dass unsere Habseligkeiten in gute Hände übergingen und weiterhin genutzt werden. Eine Ausreise mit einem Container kam für uns nie in Betracht: Wir kamen 2014 mit nur 3 Koffern nach México und gingen nun 2021 mit 11 zurück - dazu noch unsere wertvollste Fracht mit unseren drei Kindern im Gepäck. :-)

Was wir jedoch nach Deutschland verschifften, waren unsere beiden Autos, die leider im Inneren leer sein mussten. Zum einen wäre ein Verkauf mitten in der Corona-Pandemie sehr schwierig gewesen, da es den Menschen wirtschaftlich sehr schlecht ging, zum anderen sind beide Autos "Familienwagen" für bis zu sieben Personen, für welche es auf dem deutschen Markt nur wenig Auswahl gibt.  
Container für unsere beiden Autos

Alleine die Abwicklung der Überführung, der Dokumente etc. erforderte in México wochenlange Arbeit und gute Nerven. Und schließlich kamen in Deutschland nochmals viele bürokratische Hürden bezüglich der Umrüstung, Anmeldung, Einstufung etc. hinzu. So kompliziert hatten wir uns dies nicht vorgestellt, aber nun sind wir froh, die beiden Fahrzeuge hier in Deutschland zu haben. 
Auf nach Deutschland...


Ebenso hatten wir liebevolle Freunde, die einige Sachen während ihres Sommerur-laubs in Deutschland für uns mitnahmen und uns dann zuschickten. So erreichten zur Freude der Kinder noch ein paar Kinderbücher- und Spielsachen, für die wir keinen Platz mehr gehabt hätten, den deutschen Boden. Auch unser Himmel-bett, das wir gleich zu Beginn unseres Aufenthalts 2014 in einer mexikanischen Schreinerei nach unseren Vorstellungen anfertigen ließen und das ein Unikat dar-stellt, wird in einigen Monaten im Container einer befreundeten VW-Familie nach Deutschland verschifft werden. So haben wir ein wundervolles Erinnerungsstück. 
Ankunft in Frankfurt mit unzähligen Koffern


Im Gesamten lief unser Auszug also nicht ganz  stressfrei, aber erfolgreich ab. Von sehr vielen Sachen mussten wir uns trennen, aber es sind letztlich materielle Dinge. Uns fiel der Abschied von den lieben Menschen und dem mexikanischen Lebensgefühl viel schwerer... 

Donnerstag, 11. November 2021

Familienzeit und ein geheimer Kindergarten

Unser Absolvent Leonardo

Die Corona-Pandemie, die Mitte März 2020 auch in México begann, bedeutete einen großen Umbruch in unserem Leben. 
Für uns Erwachsene, dass Robert von nun an von Zuhause aus seinen Unterricht in digitaler Form abhielt und keinen Zutritt mehr zur Schule hatte, und für mich, dass nun die Betreuung der drei Kinder meinen kompletten Alltag bestimmte. Für die Jungs, dass Ihr Kindergarten nun geschlossen war und sie ihn auch bis zu unserer Rückkehr nach Deutschland - also fast 1 1/2 Jahren nach Beginn der Pandemie - nicht mehr betreten durften. Von einem Tag auf den anderen änderte sich alles. 

Hüte fliegen in die Luft




Anfang Juli gab es jedoch eine Ausnah-me: Da Leonardos Kindergartenzeit nun vorbei war, fand heimlich auf dem Ge-lände des Kindergartens mit wenigen Leuten eine "graduación" (Abschluss-zeremonie) statt - ganz nach dem US-amerikanischen Vorbild mit Umhang und Hut, der am Schluss von den kleinen "Absolventen" in die Luft geworfen wurde. Es war eine sehr emotionale Feier, bei der viele Tränen vergossen wurden. 

Anfangs machten wir uns noch Gedanken und Hoffnung, dass die Bildungseinrichtungen bald wieder öffnen würden. Eventuell im Mai 2020, im Juni, dann im September oder im Dezember? Nach all der Zeit hörten wir irgendwann auf zu fragen, wann es weitergeht, sondern wir lebten einfach mit der Situation - und das nicht schlecht, sondern glücklich und zufrieden. Wir akzeptierten die Änderung und fanden oftmals sogar Gefallen daran, nun mehr Familienzeit zu haben und die Kinder in Ihrer Entwicklung intensiver begleiten zu können. 

Emilio und Cindy

Ende 2020 suchten wir dennoch nach Optionen, um unseren Kindern wenigstens ein paar soziale Kontakte zu ermöglichen und sie nicht ganz abzuschotten.
Wir fanden deshalb eine Möglichkeit, dass sie von zwei Erzieherinnen des alten Kindergartens an einem anderen Ort in einer Kleingruppe mit ca. 7 Kindern für drei Stunden betreut wurden. Sozusagen ein "geheimer Kindergarten", der von  staatlicher Seite verboten war. Wir gingen das Risiko, "erwischt" zu werden, dennoch ein.
So hatten die drei Jungs zumindest für sehr wenige Stunden Kontakte zu anderen Kindern und konnten Spanisch sprechen und lernen.

Leo & Matteo mit Marga

Es war nicht viel Betreuungszeit, aber wir genossen sie alle sehr und waren dankbar über diese Möglichkeit. Die Arbeit der beiden Erzieherinnen Cindy & Marga war wundervoll und unsere Kinder erlebten die Coronazeit in México nicht als etwas Schlimmes, sondern anders und bereichernd - v.a. im Bezug auf das Familienleben.

Montag, 28. Juni 2021

Dem Himmel so nah

Eine Pyramide auf dem Monte Alban

Bevor wir bald unser wunderbares Zu-hause in México verlassen, wollten Robert und ich unbedingt noch einmal die archä-ologische Stätte Monte Alban in Oaxaca sehen, die wir zum letzten Mal vor zehn Jahren auf unserer geographischen Ex-kursion besucht hatten. In all der Zeit, in der wir nun hier leben, hatte sich kein weiterer Besuch ergeben. Dies lag vor allem auch daran, dass die Besteigung dieser Pyramiden, die auf einer Berg-kuppe in 2000 m Höhe liegen, mit Säuglingen und Kleinkindern zu beschwerlich war. Nun, da die drei Buben alle gerne wandern und es lieben, ihren "Azteko" zu besuchen, nahmen wir die Besteigung der Pyramide "Monte Alban" in Angriff. 

Unvergesslicher Familienausflug
Nach einer Übernachtung in Tehuacán und dem Besuch des dortigen Evolutions-museums kamen wir mittags in Oaxaca an und fuhren gleich auf den Berghügel über der Stadt, auf der die Ausgrabungs-stätte liegt. Gerade jetzt, in der Regenzeit, muss man immer mit plötzlichen Regen-schauern rechnen, so dass wir die Gunst der Stunde nutzten und in großer Hitze, aber mit wolkenverhangenem Himmel die Besichtigung antraten. Dies verlieh der Stätte eine mystische Atmosphäre. 
Ein wunderschöner Blick von der Südpyramide

Monte Alban, eine der ältesten Städte Mesoamerikas, war zunächst das kultur-elle Zentrum der Zapoteken, danach be-siedelten es die Mixteken, bevor schließ-lich die Azteken im 15. Jahrhundert kamen. Die Besteigung der südlichen Pyramide eröffnete uns einen gigan-tischen Blick auf die gesamte Ausgra-bungsstätte und deren Umgebung. Wir spürten - dem Himmel so nah - ein Gefühl von Freiheit, Dankbarkeit und größtem Glück!

Wir verbrachten noch einen Tag in der Stadt Oaxaca, die im Tal der Sierra Madre del Sur liegt. 

Handbemalte Kunstgegenstände
Hier gibt es viele Kunsthändler, die ihre Waren auf der Straße und am Zócalo anbieten. Per unglaublichem Zufall trafen wir in der Fußgängerzone auf unsere Freunde Olaf und Nadine mit ihren zwei Kindern und wir verbrachten einen schönen Abend in der Stadt. Als Ausländer fielen wir hier noch mehr auf als in städtischen Gebieten. 

Der Besuch dieser eindrucksvollen Ruinen und der Stadt Oaxaca wird uns immer in Erinnerung bleiben. Auch denken wir gerne an unsere Freunde Doris und Siggi, die uns vor zehn Jahren auf der Exkursion hier in Oaxaca begleiteten, aber mittlerweile unverhofft verstorben sind. Wir werden sie und diesen mystischen Ort im Herzen tragen. 

Blütezeit der Kakteen

Mittwoch, 9. Juni 2021

Unvergessliche Ausflüge

Die letzten Wochen in unserer Wahlheimat México neigen sich langsam aber sicher dem Ende zu und natürlich verspürt man gegen Ende den Drang, die Lieblingsorte nochmals zu besuchen oder die Plätze, die man in all den Jahren noch nicht gesehen hat, aufzusuchen. Vor diesem Hintergrund unternahmen wir in der letzten Zeit viele Ausflüge, sofern dies natürlich in der Pandemie möglich war, da viele Stätten und Orte noch geschlossen sind. 

Vor der Kirche Santa Prisca

VW-Käfer als Straßentaxi

Mitte Mai fuhren wir übers Wochenende mit unseren guten Freun-den Steffi & Pablo nach Taxco, einer wunder-schönen Silberminen-stadt ca. drei Fahrt-stunden von uns ent-fernt. Die Stadt, die in den Bergen der sierra madre del sur liegt und an manchen Stell-en solch enge Gassen hat, dass man kaum mit dem Auto durch-passt (wir fuhren extra mit unserem kleinen Renault hin), erinnert einen an ein italienisches Städtchen. An jeder Straßenecke wird Silberschmuck verkauft, aber auch Handwerkskunst. Besonders schön sind all die Dachterrassen, auf denen sich Restaurants und Bars befinden. Die im spätbarrocken Stil erbaute Kirche Santa Prisca zählt zu den schönsten Kirchen in Lateinamerika. 

Die Jesus-Statue mit Blick auf Taxco

Wir fuhren auf einen Hügel oberhalb der Stadt, wo eine hohe Christusstatue thront und einen umwerfenden Blick auf die Stadt bietet. Zum typischen Straßenbild Taxcos zählen die alten weißen VW-Käfer, die als Taxis durch die Gassen der Stadt fahren. Als wir das letzte Mal den Ort besuchten, war Leonardo ein halbes Jahr alt. Jetzt wird er bald sieben und wir merkten daran, wie lange México nun bereits unser Zuhause ist. 

Oberhalb der Baumgrenze

Ein besonderes Highlight für Robert war die Erklimmung des erloschenen Vulkans Malinche, dessen Spitze auf 4.420 m Höhe liegt und der zur zentral-mexikanischen Vulkankette gehört. Der Vulkan kann im Rahmen einer Tagestour bestiegen werden. Zusammen mit zwei deutschen Bekannten startete die Tour frühmorgens um 05:30 Uhr mit einer ca. einstündigen Autofahrt zum 3100 m hohen Ausgangspunkt der Expedition. Der Marsch bis zur Baumgrenze war noch einfach zu bewältigen, doch danach merkte man, wie die Luft dünner wurde und das Atmen schwer fiel. 
Der steinige Weg alleine zur Spitze des Malinche


Den letzten steilen Aufstieg bis zur Spitze meisterte Robert dann alleine und er kam hierbei an seine Grenzen. Doch ein Pfarrer aus dem Elsass, auf den er zufällig traf, gab ihm bei den letzten Metern Mut und so schaffte er es bis zur Spitze des Malinche, wo sogar noch vereinzelt Schneefelder lagen. Der Ausblick war atemberau-bend und das Gefühl unbeschreiblich. Am Abend merkte Robert die körper-liche Erschöpfung, aber auch das Glück und den Stolz, dort oben gewesen zu sein.

Eine kleine Wanderung dagegen fand mit der Familie im Kakteenwald bei Tehuacán statt. 
Auf zur Wanderung!

Da die offiziellen Führungen aufgrund der Pandemie noch nicht durchgeführt werden, wanderten wir selbst ohne Begleitung durch die steinige und trockene Vegetation. 

Die Kinder hatten trotz der unglaublichen Hitze und des steilen Anstiegs ihre Freude und rannten uns fröhlich voraus. Obwohl wir nun schon einige Male in dieser Gegend waren, staunten wir wieder aufs Neue über die riesigen Kakteen in allen Formen und Variationen. Und auch der Anblick des tiefblauen mexikanischen Himmels erfüllte uns wieder mit Freude. 

Dieser Ort ist so einzigartig und wird uns unser Leben lang in Erinnerung bleiben...


Unzählige Kakteengewächse

Montag, 31. Mai 2021

Endlich ist der da: der Regen!

Überschwemmung im Garten

In diesem Jahr zog sich die Trockenzeit, die wie immer im Oktober begann, gefühlt länger dahin. Ab März war die Hitze so enorm, dass man sich zur Mittagszeit kaum im Garten aufhalten konnte. Im April und Mai steigerte sich das Ganze noch und wir blickten immer wieder zum Himmel und warteten auf die ersten Regenwolken, die Abkühlung mit sich bringen sollten. 
Das erste große Gewitter Anfang Mai mit starken Regenschauern wurde mit Jubel empfangen, die Kinder saßen auf der Terrasse und schauten dem Regen zu. Als uns am nächsten Morgen die Sonne empfing, erstrahlte nach all dem reichlichen Niederschlag die Welt um uns. All der Staub und Dreck sowie die Vulkanasche des letzten halben Jahres waren von den Blättern, Häusern, Autos etc. gewaschen worden und die Farben erschienen so intensiv und kräftig. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl wie eine Reinigung und ein Neubeginn...

Gespannte Zuschauer

Mittlerweile hat es viel geregnet, die Vegetation blüht auf und all die Dürre der letzten Monate scheint wie weggefegt zu sein. Die Natur erholt sich und auch wir können wieder durchatmen. Da der Regen nur am Abend und in der Nacht fällt, kann man den ganzen Tag die Sonne und Wärme genießen und abends im Bett dem Regen lauschen. 

Bei Starkregen tropft es zwar durch das undichte Dach auf unseren Esstisch, ins Badezimmer und auf die Treppe, aber daran haben wir uns schon gewöhnt und finden es eher amüsant als lästig. Die Häuser sind hier in México nun mal anders gebaut und die heftigen Regenschauer verlangen der Bauweise einiges ab. Auch an die ständigen Stromausfälle während des Gewitters gewöhnt man sich und hält immer Kerzen bereit.

Es ist wirklich ein herrlicher Ort hier! Wir genießen nun noch die letzte mexikanische Regenzeit, die wir sehr vermissen werden...

Blick auf den Popocatépetl in der Trockenzeit...

...und kurz nach Beginn der Regenzeit.

Dienstag, 27. April 2021

Ostern in der Baja California

Starker Wellengang 

Nachdem wir nach all den Jahren schon viele Teile Méxicos bereist haben, stand nun noch die Halbinsel Baja California (Niederkalifornien) auf unserer Besuchs-liste. Nach einem ca. zweistündigen Flug von Mexico City aus, landeten wir auf der heißen und staubigen Piste in Los Cabos. Die karge Wüstenlandschaft mit riesigen Kakteen, die uns umgab, endete nach einer kurzen Fahrt mit dem Blick auf den tiefblauen Ozean. Über die lange Küsten-straße, die immer wieder eine herrliche Sicht auf die vielen Strände bot, erreichten wir unser Hotel in Cabo San Lucas, der südlichsten Spitze der Halbinsel. Das frühere Fischerdorf ist heute eine Touristenhochburg und begehrtes Feriendomizil der Superreichen aus den USA.

Burgerbauen macht immer Freude!

Unser All-inklusive-Hotel RIU Santa Fé war trotz der Pandemie sehr gut besucht, da die bereits geimpften Amerikaner zum Feiern (Springbreak) in die Wärme kamen. An das Bild der vielen Menschen mussten wir uns erst gewöhnen, doch die Hygieneregeln waren sehr streng und man hielt sich nur im Freien auf, so dass wir uns sicher fühlten und erholsame Tage dort verbringen konnten. Einziger Wermutstropfen war, dass die Kinder aufgrund der starken Strömung und des hohen Wellengangs an unserem Hotelstrand höchstens mit den Füßen ins Meerwasser konnten. 

Unterwegs mit dem Mietwagen

Deshalb erkundeten wir mit einem Miet-wagen die Gegend und fanden den weit-läufigen Sandstrand "Playa Los Cerritos", in dem wir ein Bad im kühlen Pazifik genießen konnten. Eine Autofahrt entlang der Küstenstraße durch die karge und trockene Landschaft führte uns in den verschlafenen Ort "Todos Santos", wo auch das berühmte Hotel California steht, das von den Eagles besungen wurde. 

Bootsfahrt 
Natürlich bestaunten wir auch das Wahr-zeichen von San Lucas: der 62m hohe Felsbogen El Arco in den Meeresklippen an der äußersten Landspitze. Mit einer Yacht, auf der wir die einzigen Passagiere waren, fuhren wir - vorbei an Herden von Pelikanen und Seelöwen - in den Ozean hinaus. Beim Zusammenfluss des Pazifiks mit dem Golf von Kalifornien kam es schon mal zu hohen Wellen. Den Kindern gefiel die Bootstour sehr und sie staunten über die Schwärme an bunten Fische und die großen Seelöwen, der neben unserem Boot herschwammen. Da die großen Kreuz-fahrtschiffe pandemiebedingt nicht fuhren, hatten wir einen wunderschönen und freien Blick auf das Naturspektakel. 

Vor dem berühmten Felsen "El Arco"

Der Aufenthalt war im Gesamten sehr amerikanisiert und fern von unserem ursprüng-lichen México. Natürlich wurden wir von den anderen Gästen und Arbeitern für Amerikaner gehalten und auch die Kinder auf Englisch angesprochen, die dann - zu deren Verwunderung - auf Spanisch antworteten. ;-) Wir als Familie hatten eine tolle Zeit!

Donnerstag, 1. April 2021

Sommerlicher März

Der Monat März verging wie im Flug und wir staunen immer wieder, wie rasend schnell es auf den Sommer - und damit auf unsere Rückkehr nach Deutschland - zugeht. Was brachte der Monat März? Zunächst einmal ein sommerliches Wetter mit über 30 Grad am Mittag sowie die trockenzeitbedingte Dürre. Alle freuen sich bereits auf den lang ersehnten Regen, der hoffentlich im Mai einsetzen wird. Die Kinder genießen die Zeit im Garten und spielen die meiste Zeit mit Wasser. Das wunderschöne Wetter und der große Garten sind ein Segen während der Pandemie, denn die Schulen und Kindergärten sind weiterhin komplett geschlossen.

Bunter Osterstrauß

Was unsere Gesundheit betraf, erkrank-ten die drei Kinder kurzzeitig an einer Erkältung, Emilio sogar schwerer. Zum Glück konnte COVID ausgeschlossen werden, doch es kursieren natürlich weiterhin viele Kinderkrankheiten, so dass Emilio mit Atemproblemen auf-grund eines Pseudo-Krupps zu kämpfen hatte. Es folgte ein achtstündiger Aufenthalt in der Notaufnahme unseres mittlerweile wohlbekannten Krankenhau-ses Hospital Angeles in Puebla. Die Versorgung durch unseren Kinderarzt Dr. Gil, aber auch durch das Personal war sehr professionell und so erholte sich der Kleine sehr schnell und musste auch nicht stationär im Krankenhaus verweilen. Wir hoffen sehr, dass dies nun unser letzter Besuch dort war!

Vor der Mondpyramide

Ansonsten leben wir weiterhin ohne Mietvertrag in unserem Haus, d.h. theoretisch könn-ten wir jederzeit aus unserem Zuhause "rausfliegen". Wöch-entlich laufen Interessenten durch das Haus, doch zu einem Verkauf kam es bisher nicht. Die wirtschaftliche Situation im Land ist sehr schlecht und keiner möchte investieren. Uns kommt dies zu Gute, so dass wir fest davon ausgehen, bis Ende des Schul-jahres hier in unserem gelieb-ten "Casa del Sol" zu wohnen.

Beeindruckendes Teotihucán

Anfang März öffnete endlich wieder die ärchäologische Stätte Teotihuacán mit den beeindruckenden Sonnen- und Mondpyramiden. Da der Andrang an Besuchern groß war und coronabedingt nur 30 Prozent an Gästen Eintritt erhalten, starteten wir bereits frühmorgens. Und auch wenn wir die Stätte schon mehrmals besuchten (das erste Mal 2011 auf einer Exkursion), so lohnte es sich wieder! Dieses Mal durften die Pyramiden aufgrund der Distanzregeln nicht bestiegen werden, was einen ganz anderen Blick auf die atemberaubenden und ehr-fürchtigen Bauten ohne Personen darauf gab. Die Jungs waren zwar etwas enttäuscht, dass sie nicht klettern durften, aber auch das Herumrennen brachte Freude. Nach einer 5-stündigen Tour auf dem Gelände (ohne Schatten!) fuhren wir wieder glücklich nach Hause. 

Das Ferienhaus unserer Freunde


Im März wurden wir abermals von unseren Freunden Jörg und Marla in ihr Ferienhaus in Ticúman eingeladen. Welch riesige Freude, wieder an diesem tollen Ort mit dem wunderschönen Anwesen zu sein! Da das ca. zwei Fahrtstunden ent-fernte Dorf tiefer als unser Wohnort liegt,  herrschten dort sogar Temperaturen von über 36 Grad! Zum Glück konnten wir uns in dem Pool abkühlen und eiskalte Margaritas schlürfen. Abends wurde gegrillt oder im Steinofen Pizza gebacken. Die Stimmung war auch dieses Mal spitze und es waren unvergessliche Tage. Solchen lieben Menschen zu begegnen, ist einfach ein Geschenk und wir sind sehr dankbar dafür.

Dann heißen wir nun den April willkommen und wünschen Euch frohe und gesunde Ostertage!

Erfolgreiche Eiersuche


Montag, 1. März 2021

Armut...

Jonglieren für Geld

Um nach all den tollen Reiseberichten auch mal wieder den Alltag widerzuspiegeln, folgt heute ein Bericht über die Armut in Mexiko. Für uns ist diese (leider) alltäglich geworden und hat sich in unseren Alltag eingeschlichen, so dass wir nicht mehr allzu sehr vor den ärmlichen Zuständen erschrecken. Man hat sich daran gewöhnt... Als wir vor über sechs Jahren in das Land kamen, hatten wir das Gefühl, dass in unserem mexikanischen Dorf die Armut geringer war. Meistens sahen wir in den Großstädten wie Puebla oder Mexiko City die Menschen an den Straßen betteln und auf der Straße leben. Seit der Corona-Pandemie hat sich aber auch hier in Atlixco die Situation verschlechtert, so dass man nun an fast jeder Kreuzung auf Bettler trifft. 

Kleine Kinder jonglieren während der Rotphase mit Bällen oder machen Purzelbäume auf dem heißen Teer, um dann an der Autoscheibe um einige Pesos zu betteln. Diese warten schon regelrecht auf unser Auto, da sie wissen, dass sie hier Geld bekommen.

Betteln mit Babys

In letzter Zeit kamen aber auch indigene Mexikaner aus noch ärmeren Bundestaaten wie Chiapas und Oaxaca in unser Dorf, um an Geld zu gelangen, da die wirtschaftliche Lage im Land seit Beginn der Pandemie katastrophal ist. Die Men-schen müssen ohne staatliche Hilfen überleben und eine Grundversorgung wird auch nicht - wie etwa durch Kinder-geldzahlungen - gesichert. 

Häufig werden Babys und Kleinkinder zum Betteln eingesetzt, da dies einen emotional "aufweicht" und man eher bereit ist, Geld zu spenden. Eigentlich wird darauf hingewiesen, dies nicht finanziell zu unterstützen, da den Babys häufig Schlaf-mittel oder Drogen verabreicht werden, damit sie den ganzen Tag ruhig auf dem Rücken der Mütter hängen. Doch wie soll man den bettelnden Müttern die Hilfe in diesem Augenblick verweigern? Es ist sehr schwierig und v.a. auch endlos, da an jeder Ecke wieder neue Bedürftige auf Geld hoffen. 

Manche bedürftige Personen kennen uns schon seit unserer Anfangszeit in Mexiko und in all den Jahren hat sich eine Bekanntschaft entwickelt, in der man sich grüßt, ein paar Floskeln wechselt und dann eben einen Geldschein gibt. So gibt es beispielsweise Parkplatzeinweiser, die den ganzen Tag mit einer Trillerpfeife im Mund auf öffentlichen Parkplätzen stehen, um die Autofahrer einzuweisen und so ein paar Pesos zu verdienen. 

"Parkplatzpfeifer" Augustin

Augustin ist einer von ihnen: Er ist bereits über 70 Jahre alt, hat keine Rente, ist auf den Verdienst angewiesen. Er hat eine taube Hand, die in einem schwarzen Handschuh steckt, und er kann nicht sprechen. Da ich diese Menschen aber gerne namentlich grüße, hat er mir eines Tages seinen Ausweis hingehalten, wo ich seinen Namen ablesen konnte. Dieser alte Mann freut sich unwahrscheinlich, wenn ich, eine "reiche" Ausländerin, seinen Namen rufe und ein paar Worte mit ihm wechsle. 

Ein anderer armer Mexikaner, der uns ebenfalls in all den Jahren begleitet, ist Angel. Dieser alte Mann lebt davon, an der Straße Luftballons für Kinder zu verkaufen. Hierfür steht er nicht an einem Platz, sondern er läuft durch das ganze Dorf, obwohl er gehbehindert ist und sich nur hinkend mithilfe eines Stocks in einer schrägen Haltung fortbewegen kann. Sobald wir ihn irgendwo sitzend oder liegend entdecken, halten wir an und geben ihm Geld, worüber er sich jedes Mal sehr freut. So geht dies nun schon seit Jahren und die Kinder halten immer Ausschau nach dem "Luftballon-Mann", von dem wir gar keine Luftballons nehmen, dafür aber tiefe Dankbarkeit und ein Lächeln ernten.

Unser langjähriger Bekannter Angel

Diesen Eintrag könnten wir noch lange fortführen! End-los! Wir möchten jedoch an dieser Stelle betonen, dass diese Menschen aus materiel-ler Sicht bzw. aus "Industrie-länder-Sicht" arm sind, doch oftmals in ihrem Herzen mehr Glück und Zufriedenheit tra-gen, als wir erahnen können...

Montag, 22. Februar 2021

Kurztrip ans Meer...

Obststände mit frischen Bananen, Orangen etc.

Um dem mittlerweile fast ein Jahr an-dauernden Lockdown zu "entkommen", nutzten wir ein verlängertes Wochenende für einen Kurztrip ans Meer. Dieses Mal fuhren wir an den Golf von Mexiko in unser bereits seit Jahren bekannte Hotel Istirinchá. Da nur die Deutsche Schule frei hatte, waren wir eine der wenigen Gäste im gesamten Hotel und hatten sowohl die Pools als auch den Strand für uns alleine. Dies kam uns nun während der Pandemie sehr entgegen. Auch im Restaurant, das draußen in einer "Palapa" (Strohhütte) am Meer liegt, fühlten wir uns aufgrund der Meeresbrise und der Weitläufigkeit sehr sicher. 

Die weitläufige Küste am Golf von Mexiko

Unsere befreundete 4-köpfige Familie aus Berlin begleitete uns auf dieser Reise - allerdings hatte ihr Auto bereits nach einer halben Stunde Fahrzeit eine Panne und sie mussten zurück nach Puebla, um dann mit unserem Zweitwagen später an die Küste zu fahren. Die fünfstündige Fahrtstrecke war wunderschön: Zunächst ging es durch das Hochland, das in der derzeitigen Trockenzeit etwas karg aus-sah. Nebelige Bergpässe führten dann abwärts in die tropische Zone, wo das Grün so satt und überwältigend war. Eine Bananenplantage reihte sich an die nächste, dazwischen immer wieder wunderschöne Mango- und Orangenbäume. 

Spielen am Strand
Am  Golf  von Mexiko ist es generell  stürmischer  als  in den karibischen  Gewässern. Aber  auch dies hat  seinen Reiz, so dass man mit dem Board auf den  Wellen "sur-fen" konnte.

Die Kinder spielten den ganzen Tag am Meer und bauten Burgen, sammelten Muscheln oder hüpften über die Wellen. Mit anderen Kindern zusammen zu sein ist seit den Schließungen der Schulen und Kindergärten im März letzten Jahres zu einer Seltenheit geworden und deshalb erfreuen sich die Kleinen ungeheuer daran, andere Spielkameraden als die Geschwister zu haben. Aber auch wir Erwachsenen hatten unseren Spaß und tanzten nachmittags zu Musik fröhlich am Strand herum. Die Stimmung war super!

Leguan 



Natürlich bewunderten wir auch die ein-zigartige Tierwelt mit Papageien, Tukans, Leguanen, Schildkröten und den Sumpf-krokodilen, die im tropischen Teil der Golfküste heimisch sind. 

Krokodilzucht


Die Krokodile besitzen eine Größe von 3 bis 3,50 m und leben in Lagunen, Flüssen und Sümpfen. In unserer Unterkunft werden diese Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, gezüchtet und anschließend wieder frei gelassen. Die Zerstörung des Lebensraum dieser Spezies und die Umweltverschmutzung schreiten weiter fort, zudem werden die Krokodile heimlich gefangen und illegaler Handel mit ihren Häuten betrieben. 
Ausgewachsene Tiere







Unsere Kinder waren fasziniert von die-sen riesigen und gefährlichen Reptilien. Hoffentlich bleibt ihr Lebensraum noch lange erhalten!
Wir verbrachten also sehr spannende, entspannte und fröhliche Tage am Golf von Mexiko - wohlwissend, dass es dort die letzten sein könnten...