Samstag, 24. Oktober 2020

Ein erneuter Umzug?

Es gibt Dinge, die einfach überflüssig sind, die einen Energie und Zeit kosten und letztendlich doch nicht weiter bringen - man aber darauf auch keinen Einfluss hat. So ist es gerade bei uns in Bezug auf unser Zuhause im "Casa del Sol", unserem geliebten "Sonnenhaus". Bereits seit sechs Jahren leben wir darin, haben das anfangs herunter-gekommene Haus mit Leben gefüllt, den großen Garten liebevoll angelegt und natürlich ein heimisches Gefühl aufgebaut. Eigentlich dachten wir, dass wir auch in unserem letzten Vertragsjahr hier weiter leben könnten...

Unser jetziges Zuhause
Doch aufgrund der Corona-Pandemie hat sich vieles geändert und unser jetziger Vermieter ist aus finanziellen Gründen gezwungen, das Haus zu verkaufen. Er besitzt eine Restaurant-Kette mit Filialen in Puebla und Vera Cruz, doch aufgrund des lang anhaltenden Lockdowns über mehrere Monate und ohne finanzielle Unterstützung des mexikanischen Staates benötigt er das Geld des Hausverkaufs, um die Ausgaben zu decken. 

In Mexiko bekommt man in der Regel einen Mietvertrag über ein Jahr, so dass man am Ende des Zeitraums immer befürchten muss, dass dieser nicht verlängert wird. Man hat also keine Planungssicherheit und wir kennen viele Kollegen, die plötzlich das Haus verlassen mussten, nachdem sie viel Zeit in Reparaturen der Wohnung investiert hatten. Ebenso wird mit jeder Vertragserneuerung ein neuer Vertrag mit erhöhten Mietkosten - meistens um 5 Prozent - aufgesetzt. Wir machten also mit dem jetzigen Vermieter schon fünf Mal dieses Prozedere mit und haben - was viele garnicht wissen-  sogar schon einen Umzug hinter uns! 

Unser erstes Haus für drei Monate

Als wir nämlich im August 2014 in Mexiko ankamen, bezogen wir zunächst ein kleines Häuschen mit Garten hier in unserem Fraccionamento El Cristo, wenige Straßen von unserem jetzigen Haus entfernt.  In diesem hatten zuvor deutsche Lehrer gewohnt, die uns auf-grund ihrer Rückkehr nach Deutschland das Haus im Vorfeld vermittelten. Wir waren zunächst ganz froh darüber, nach der Ankunft in einem noch fremden Land nicht im Hotel wohnen und mit unseren paar Brocken Spanisch auf Wohnungssuche gehen zu müssen, sondern gleich eine feste Bleibe zu haben. Allerdings zeigte sich schon im ersten Monat, dass wir hier nicht mit unserem Neugeborenen, das bald zur Welt kommen sollte, leben konnten: es regnete ins Haus, die Fensterscheiben waren kaputt oder undicht, die Bäder in einem katastrophalen Zustand und auch die umgebaute Garage, die als Büro diente, war sehr kalt und ungemütlich. Nachdem eine Renovierung durch unseren damaligen mexikanischen Ver-mieter nicht stattfand, sprachen wir bereits nach vier Wochen unsere Kündigung aus. Dies missfiel dem Mann sehr und er lauerte sogar Robert an der Deutschen Schule auf und setzte sich mit seiner Schulleitung in Kontakt, um uns zum Bleiben zu zwingen. Wir ließen uns nicht einschüchtern und zogen dann nach weiteren zwei Monaten aus. Unser erster Kulturschock.

Die "heiligen" Küchengeräte

Nun neigt sich der Oktober bereits dem Ende zu und wir wissen noch immer nicht, ob wir in einer Woche unser Haus verlassen müssen. Unseren Vermieter erreichen wir nicht. Es ist meistens so: geduldig sein und freundlich bleiben - sonst hat man bei einem Leben in México keine Freude.
Natürlich hätten wir noch einen Plan B in der Tasche und  könnten in ein anderes Haus einziehen. Allerdings besitzen die hiesigen Häuser standardmäßig keine Spülmaschine, keinen gut funktionierenden Backofen (stattdessen Gasofen ohne Umluft), keine Badewanne und keine Stromspannung für deutsche Geräte: alles Dinge, die wir gerade besitzen und zu schätzen wissen. "Wow, ihr habt eine Spülmaschine?", bekommen wir häufig von unseren Gästen zu hören. Dies würde wohl einen Besucher in einer deutschen Küche nicht beein-drucken ;-)
So hoffen wir sehr, dass wir in México kein drittes Haus einrichten müssen. Wie auch immer es nun kommt, wir werden unsere wundervolle Zeit im "Casa del Sol" nie vergessen!

Donnerstag, 8. Oktober 2020

Viva México!

Geschmückte Häuser
Einer der höchsten patriotischen Feiertage in México ist der 16. September, der Unabhängigkeitstag, welcher im ganzen Land im großen Stil gefeiert wird. Unter dem Motto "Es lebe Mexiko! Es lebe die Unab-hängigkeit!" wird an diesem Tag der mexikanische Nationalstolz auf ihre Helden im Unabhängigkeits-kampf zum Ausdruck gebracht.
Schon Wochen zuvor schmücken die grün-weiß-roten Nationalflaggen die Straßenzüge, die Hausdächer und Autos. 
Dieser wichtigste Feiertag im Land konnte aufgrund der Corona-Pandemie dieses Jahr nicht auf den öffentlichen Plätzen, sondern nur innerhalb der Groß-familie gefeiert werden, was die Mexikaner natürlich sehr bedauerten. Normalerweise versammeln sich am Vorabend tausende Menschen auf den zócalos, den Marktplätzen, um dann um 23 Uhr den Freiheitsruf (el grito) gemeinsam zu vollziehen und ein riesiges Feuerwerk zu bestaunen.
Leo, unser kleiner Mexikaner

In unserem ersten Schuljahr  nahmen wir die Chance wahr, zusammen mit dem damaligen Schulleiter und seiner Frau Zeugen dieses unvergesslichen Spektakels zu werden. Unter Tausenden von Mexikanern, die sich auf dem Zócalo in Atlixco einfanden, schlängelten wir uns durch die Men-schenmassen und fielen als Ausländer natürlich überall auf. Damals - gerade erst sechs Wochen im Land und dazu im hochschwangeren Zustand - fühlten wir uns tatsächlich noch fremd und etwas verloren. Im Bauch trat das Baby und wir waren gespannt und voller freudiger Erwartung, ob ein Mexikaner oder eine Mexi-kanerin zu unserer Familie gehören wird.
Jetzt ist unser kleiner Mexikaner Leonardo schon fast 6 Jahre alt und er feiert natürlich wie all seine Landsleute diesen Tag. 

Matteo & Leo am Feiertag
Er bastelt mexikanische Fahnen, die er überall aufhängt, singt die Nationalhymne, die er durch die Zeremonien im Kinder-garten bestens kennt, und er trägt an diesem Tag natürlich auch die Nationaltracht. 

Matteos errechneter Entbindungstermin war übrigens der 16. September 2017 und alle mexikanischen Ärzte gratulier-ten uns damals überschwänglich hierzu. Ein Kind an diesem mexikanischen Nationalfeiertag zu bekommen, scheint wohl das höchste Glück auf Erden zu sein. Doch unser Matteo interessierte dies in Deutschland reichlich wenig und er wollte schon 9 Tage zuvor auf die Welt kommen ;-)

Wir hoffen, dass im nächsten Jahr die Mexikaner wieder wie gewohnt diesen Tag in der Öffentlichkeit zelebrieren können. Viva México - alles Gute für Dich!