Unter dem Motto "
Quédate en casa" (Bleib zu Hause!) werden die Mexikaner dazu aufgefordert, ihr Heim in Corona-Zeiten nicht zu verlassen. Und das machen sie zum größten Teil auch, so dass wir nach fast 11 Wochen noch immer ohne Lockerungen zu Hause verweilen.
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| Im abgesicherten Fraccio: Blick in unseren Hinterhof |
Zudem gab es noch einige Verschärfung-en: Seit zwei Wochen gilt im Bundesstaat Puebla ein Fahrverbot an manchen Wochentagen. Die Maßnahme soll dazu dienen, dass die Leute tatsächlich nicht mehr mobil sind und Menschenansamm-lungen dadurch vermieden werden können. Unsere beiden Autos stehen nun also dienstags, freitags und sonntags ungenutzt vor unserem Haus. Letztlich ändert sich an unserem Alltag durch das Fahrverbot nicht allzu viel, da wir bis auf den Wocheneinkauf oder wenige Termine in unserem abgesicherten
Fraccio bleiben.
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| Kinder müssen draußen bleiben! |
Der Eintritt in die Supermärkte ist nur für einen Erwach-senen der Familie gestattet. Kinder, Schwangere und ältere Menschen haben keinen Zutritt mehr.
Unsere letzten Biervorräte sind mittlerweile aufgebraucht, da das Verbot des Alkoholverkaufs nun schon länger gilt. Dies soll der häuslichen Gewalt entgegen wirken.
Vor den Banken warten die Mexikaner mittlerweile stundenlang darauf, am Schalter Kredite zu beantragen. Da es kein Überweisungssystem gibt, mussten auch wir zur Bezahlung der Miete in der Menschenmenge anstehen - natürlich mit Mundschutz! Allgemein herrscht überall Mundschutzpflicht, was jedoch in Zeiten von hoher Vulkan-aktivität mit Ascheregen ebenfalls der Fall ist und deshalb kein ungewohntes Bild darstellt.
Die meisten Leute haben seit mehreren Wochen kein Einkommen mehr, Unterstützung durch den Staat (wie z.B. Kindergeld, Arbeitslosengeld, Kurzarbeitergeld, Krankenver-sicherung etc.) gibt es nicht. So werden die Menschen durch ihre Großfamilien "aufgefangen" und alle helfen sich in dieser Krise gegenseitig. Dennoch ist die Grundstimmung im Land positiv, denn die Mexikaner sind sehr krisenerprobt durch Erdbeben, Influenza etc., so dass sie geduldig und gut gelaunt auf das baldige Ende des Shut-Downs hoffen.
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| Ohne Tortillas geht nichts! |
Mittlerweile sind auch einige deutsche Kollegen und sogar der Schulleiter nach Deutschland ausgereist. Fest steht, dass in diesem Schuljahr keine Schulen und Kindertagesstätten mehr öffnen werden. Ob und wie es dann Anfang September weitergeht, hängt sicherlich vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. Für uns ist die Situation, manche Kollegen ohne Verabschiedung nicht mehr wiederzusehen, ungewohnt und traurig, aber so ist das Leben im Ausland: ein ständiges Kommen und Gehen.
Ende April setzte der lang ersehnte Regen ein. Die letzten fünf Monate Trockenzeit hatten die Vegetation stark strapaziert und die Pflanzen erfreuten sich über die ersten Regentropfen genauso sehr wie wir. Die Kinder tanzten mit uns durch den Garten und wir hatten das Gefühl, endlich wieder atmen zu können. Die Niederschläge hielten jedoch nur für eine Woche an, seitdem ist es wieder unglaublich heiß und trocken.
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| Spaziergänge im "El Cristo" |
So verbringen wir hier die hochsommerlichen Tage in Corona-Zeiten ohne Bier, ohne Auto, ohne Spielplatz, ohne soziale Kontakte - aber mit einer mexikanischen Gelassenheit und meist guter Stimmung und Laune. Unsere Jungs finden es sensationell, immer zu Hause zu sein und mit dem Fahrrad oder zu Fuß unser
Fraccio zu erkunden. :-)
Dennoch hoffen wir darauf, bald unseren Heimaturlaub in Deutschland antreten zu können. Warten wir ab, wann dies sein wird...
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| Die drei kleinen Wasserratten |