Montag, 20. April 2020

Ostern in Quarantäne

Unser blühender Ostergarten...
Im Gegensatz zu den letzten Jahren, in denen wir die Osterferien in Nationalparks in den USA, am karibischen Strand oder bei prähistorischen Ruinen in México verbrachten, sah dieses Osterfest so aus, dass wir aufgrund der Corona-Krise zu Hause in Atlixco bleiben mussten. Die Hotels im Lande hatten geschlossen und so mussten wir unsere geplante Reise an den Golf von Mexiko absagen.

... und ein schön geschmückter Ostertisch.
Das Wetter ist je-doch auch hier im Hochland sehr som-merlich, sogar viel heißer als in den Jahren zuvor. So verbringen wir meistens die noch kühleren Morgenstunden im Garten oder auf dem Fahrrad, bei der Mittagshitze verkriechen wir uns ins Haus und am späten Nachmittag können die Kinder wieder draußen plantschen oder den Garten gießen.

Ostereier-Suche macht Spaß




Am Ostersamstag bauten die Kinder wie jedes Jahr ein Osternest aus Blumen und Blättern, in das der Osterhase dann die Eier und kleinere Geschenke legte. Am Ostersonntag stürmten alle drei Jungs gleich am Morgen in den Garten, um zu schauen, was der Osterhase ihnen gebracht hatte. Gegen Mittag machten wir einen Osterbrunch in unserem Garten. So verbrachten wir - trotz der diesjährigen Quarantäne - ein wunderschönes Osterfest mit unseren Kindern.

Osterschmuck
Und wie geht es nun nach den Osterferien in México weiter? Genau wie in den letzten Wochen: Bis Anfang Juni bleibt weiterhin alles dicht! Die Deutsche Schule wird den Unterricht wieder in digitaler Form durch-führen und auch der Kindergarten hat ein straffes Programm und einen genauen Zeitplan, in dem die Kinder ihr Material, Sport, Gesang und Englisch-Unterricht machen sollen. Auch Gespräche übers Internet finden täglich mit den Erzieherinnen und der Psychologin statt. Sie sind alle sehr engagiert und bemüht.

Einige Deutsche haben auf eigenen Wunsch hin México verlassen, darunter auch unsere befreundete Familie in der Nachbarschaft. Wann sie zurückkommen, ist ungewiss und auch für uns weist die Zukunft viele Fragezeichen auf.
Dennoch denken wir positiv und hoffen, dass das Leben bei Euch und auch bei uns bald wieder seinen gewohnten Gang geht und dass das nächste Osterfest unter normalen Be-dingungen stattfinden wird. Für unsere Kinder war es trotz der Corona-Krise ein tolles Ereignis!



Donnerstag, 2. April 2020

Ungewissheit in Zeiten des Corona-Virus

Geschlossener Golfplatz
Leere Einkaufszentren
Wie bei fast der ganzen Weltbevölkerung wird unser Leben derzeit von einer einzigen Sache dominiert: dem Covid-19-Virus. Was anfangs noch belächelt wurde, hat sich leider bewahrheitet und die Aus-breitung des gefährlichen Virus schreitet voran und macht natürlich auch vor unserer Wahlheimat México keinen Halt. 
Wie in den meisten Ländern wurden auch bei uns ab Mitte März die Schulen und Kindergärten geschlossen, im Laufe der letzten Woche folgte dann auch die Re-staurants, Einkaufszentren, Museen etc. Wir leben nun also seit über zwei Wochen in unserem Haus in "Quarantäne" und verlassen es nur für Lebensmittelein-käufe. In unserem "Fraccio" - unserem abgesperrten und überwachten Gebiet - läuft fast alles wie gewohnt, nur dass der riesige Golfplatz und das Schwimmbad geschlossen haben. Ansonsten können wir uns weiterhin in unserer wunderschönen Anlage frei bewegen und wir nutzen das riesige Areal für Fahrradtouren oder lange Spaziergänge am Abend nach der großen Hitze, denn das Wetter ist hochsommerlich schön! Unsere Kinder genießen es, den ganzen Tag im Garten zu sein - Quarantäne könnte also schlimmer aussehen, als hier bei uns. ;-)

Die Deutsche Schule ist so modern ausgestattet, dass Homeschooling kein Problem darstellt. Die normalen Unterrrichtsstunden werden vom Computer aus über eine Plattform gehalten, wo man auch erkennen kann, welche Schüler sich im virtuellen Klassenzimmer befinden. Auch Fortbildungen mit allen Kollegen werden auf diese Art abgehalten. Der Schulalltag läuft für Robert also fast regulär ab.
Homeschooling in der Uniform des Kindergartens
Für mich ist die Umstellung ebenfalls nicht groß, da die beiden Älteren norma-lerweise nur sehr kurz im mexikanischen Kindergarten betreut werden - lediglich nach dem Frühstück bis zum Mittagessen. Zudem belaufen sich die Ferien- und Fortbildungszeiten auf insgesamt über drei Monate im Jahr. Wir versuchen dennoch, dem Alltag eine gewisse Struktur zu verleihen, so dass die Jungs morgens weiterhin - wie im Montessori-Kindergarten üblich - "Material" bearbeiten.

Badespaß in unserem Garten
Wie nun die allgemeine Situation im Land ist, können wir leider nur sehr schlecht abschätzen. Die offiziellen Zahlen der Infektionen mit dem Corona-Virus liegen in México bisher weit unter denen anderer Länder. Aber hierbei muss man bedenken, dass die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher sein wird. Da bisher nur Privatkliniken und keine staatlichen Krankenhäuser den Corona-Test anbie-ten, bleibt dieser nur für die Oberschicht des Landes zugänglich. Bei Kosten von ca. einem Monatsgehalt eines einfachen Mexikaners bleibt die Untersuchung auch aus Kostengründen unerschwinglich. Die Infizierten werden also überhaupt nicht registriert. Ob die Krankenhäuser auf einen Ansturm der Pandemie ausgelegt sind, wagen wir ebenfalls zu bezweifeln.
Zumindest läuft hier die Grundversorgung mit Lebensmitteln normal ab, es gibt keine Hamsterkäufe wie in Deutschland. Dies liegt sicherlich auch an der Tatsache, dass die meisten Mexikaner das Geld für große Vorräte nicht so flüssig zur Verfügung haben. 
Volle Regale mit Toilettenpapier 

Trotz dieser großen Unsicherheit der medizinischen Versor-gung im Krankheitsfall und der ebenfalls potentiell kritischen Sicherheitslage in Krisenzeiten gilt derzeit unser Aufenthalt in unserem mexikanischen Zuhause als sicher, zumal die Anzahl unserer sozialen Kontakte ohnehin gering ist. 
Der reguläre Flugverkehr nach Deutschland bzw. Europa ist so gut wie still gelegt und so bleibt uns nichts anderes übrig, als die Ostertage hier in unserem sommerlichen Paradies zu verbleiben...

Wir hoffen das Beste für Euch in Deutschland, aber auch für alle Mexikaner. Passt gut auf euch auf!

"Einen Tag ohne uns" - Frauenprotest in México

Verkauf von Gemüse aus dem Garten...
Die Rolle einer Frau in México ist nicht gleichzusetzen mit derjenigen in Deutschland. Gegenüber Frauen wird hierzulande viel häufiger Gewalt ausgeübt, die Zahl der Morde an Frauen ist immens hoch. Vor allem handelt es sich hierbei um häusliche Gewalt gegenüber den Ehe-frauen und weiblichen Verwandten, die im gleichen Haushalt leben.
Modesta und Mariana - unsere frühere und jetzige Hausangestellte (Muchacha) - leben ebenfalls von ihren Ehemännern getrennt, da diese dem Alkohol verfallen sind und handgreiflich wurden. Da es keinen Versor-gungsausgleich oder staatliche Hilfe wie Kindergeld oder Unterstützung für Alleinerziehende gibt, müssen alle beide ihre drei Kinder alleine versorgen. 
... oder einfaches Essen auf dem Markt



Am Montag, den 09. März (einen Tag nach dem Weltfrauentag) gab es deshalb unter dem Motto "Ein Tag ohne uns" eine große Protestaktion: Mehrere Millionen Mexikanerinnen blieben dem öffentlichen Leben fern - d.h. sie gingen weder zur Arbeit, noch in die Schule, brachten auch nicht ihre Kinder in den Kindergarten und gingen auch nicht zum Einkaufen auf die Straße. Sie waren wie "verschwunden". Es sollte den Männern aufzeigen, wie ein Leben ohne Frauen wäre. 
Dieser "Tag ohne Mexikanerinnen" hatte zur Folge, dass an der Deutschen Schule alle Kolleginnen  und Schülerinnen dem Unterricht fern bleiben durften. Das Schulgelände war also an diesem Tag ein reines Männerterritorium.
Unsere beiden großen Buben durften wir in den Kindergarten bringen, sie wurden dort jedoch ausschließlich von männlichen Erziehern betreut. Auch ich solidarisierte mich mit den Mexikanerinnen und blieb den ganzen Tag zu Hause.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Aktion ein Umdenken in der mexikanischen Männerwelt bewirken wird.